Der innere Dämon
Am 14. September dieses Jahrs wäre Amy Winehouse 38 Jahre alt geworden. Doch leider jährte sich ihr Todestag am 23. Juli bereits zum zehnten Mal. Die Ausnahmekünstlerin wurde nur 27 Jahre alt und mit ihrem frühen Tod Mitglied im sogenannten Klub 27.
Brian Jones († 1969), Jimi Hendrix († 1970), Janis Joplin († 1970), Jim Morrison († 1971), Kurt Cobain († 1994) und schließlich Amy Winehouse († 2011) dürften die bekanntesten „Mitglieder“ dieses unrühmlichen Klubs der viel zu früh verglühten Musikikonen sein, bei dem man sich nicht nur als Mensch, sondern auch und vor allem als Musikliebhaber wünscht, er hätte nie gegründet werden können. Doch leider bewegt man sich in der Welt des Konjunktivs, wenn man darüber nachdenkt, wie die (Musik-)Welt aussehen würde, wenn alles anders gekommen wäre. Wäre Brian Jones wieder zu den Rolling Stones zurückgekehrt und würde bis heute ihre Musik mitprägen, Jimi Hendrix die Welt immer noch mit seinem virtuosen Gitarrenspiel berauschen und Janis Joplin nach Pearl ein weiteres Meisterwerk einsingen? Hätte sich Jim Morrison weiter auf das Schreiben von Gedichten konzentriert und schließlich den Literatur-Nobelpreis gewonnen? Wäre Kurt Cobain der Bob Dylan der Grunge-Generation geworden, hätte unzählige Alben veröffentlicht und Songs geschrieben als erfolgreiche Therapie für seine geschundene Seele? Und Amy Winehouse? Vielleicht wäre sie der fatalen Spirale aus Ruhm, Einsamkeit, Depression und Drogensucht entkommen und hätte ihren Frieden in der Unendlichkeit ihres musikalischen Talents gefunden, wäre weiterhin eine Diva des Souls, ein umjubelter Star auf den Bühnen dieser Welt, doch privat ein befriedeter Mensch im Einklang mit sich selbst. Wir werden es leider nie erfahren.
Vincent Damon Furnier, besser bekannt als Alice Cooper und einer der erfolgreichsten Musiker der 70er Jahre, hat einmal treffend bemerkt, dass erst die Trennung von der Kunstfigur, die Unterscheidung zwischen Bühnenstar und Privatmensch ihm den Ausweg aus der Sucht und der Selbstzerstörung gezeigt hat. Da ist sicherlich viel Wahres dran, denn es gilt – frei nach dem berühmten deutschen Regisseur Rainer Werner Fassbinder – „Ruhm essen Seele auf“. (FS)